
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kirche ist in der Krise. Die Zahl der Mitglieder und Mitarbeitenden schwindet, die religiöse Praxis nimmt ab. Schlagzeilen in kirchlichen Publikationen werfen offen die Frage auf, ob es die Kirche in dieser Form in fünf Jahren noch geben wird.
Und doch gibt es Sterne, die uns gerade in dunklen, unsicheren Zeiten Licht und Orientierung geben. Maria ist ein solcher Stern. Sie ist der „Meeresstern“, der den sicheren Weg weist, der Licht bringt in die Nacht. In Fatima hat sie auf Christus verwiesen, auf das wahre Licht. Am 13. Oktober 1917 erschien sie ein letztes Mal und wies auf die Sonne, die sich den rund 70 000 Anwesenden in ihrer ganzen Pracht zeigte – ein Bild für Christus, das Licht der Welt. Maria selbst wird auch mit dem Mond verglichen, der sein Licht ganz von der Sonne empfängt, um es in finsterer Nacht zurückzuwerfen.
Maria sammelt ihre Kinder, ermahnt sie, gewinnt ihre Herzen mit Güte und Barmherzigkeit. Sie ist Zuflucht in den Stürmen des Lebens – und zugleich der sicherste Weg zu Gott, denn sie verweist immer auf ihren Sohn, Jesus Christus.
Mit dieser Mai-Ausgabe von AVEMARIA schreiben wir Geschichte: Wir lancieren die neue Pilgerfahrt der Fatima-Madonna durch die Pfarreien der Schweiz. Zum ersten Mal seit siebzig Jahren wird eine Fatima-Pilgermadonna wieder durch die Kirchen der Schweiz ziehen. Wir laden Sie ein, Teil dieser Bewegung zu sein. Öffnen Sie Ihre Pfarrei für Maria, lassen Sie sich von ihr führen, erneuern wir gemeinsam den Glauben in unserem Land, indem wir uns Maria anvertrauen. Das braucht Demut. Es bedeutet, anzuerkennen, dass wir es selbst nicht können, dass wir unsere himmlische Mutter brauchen – heute mehr denn je.
Lassen wir uns neu von ihr berühren, fassen wir in diesem Marienmonat Mai neue Hoffnung und nehmen wir Zuflucht zu ihr. Die Geschichte der Kirche hat es immer gezeigt: Maria belohnt es reich! Bereits der hl. Bernhard (+1153) wies auf Maria als Leitstern:
Blicke auf den Stern, rufe Maria!
Erheben sich die Stürme der Versuchung, befindest du dich mitten in den Klippen der Trübsal – blicke auf den Stern, rufe Maria!
Wird dein Boot von den Wogen des Hochmuts, des Ehrgeizes, der Verleumdung, des Neides hin‑ und hergeworfen – blicke auf den Stern, rufe Maria!
Peitschen Zorn, Habgier oder sinnliche Begierde das Schiff deiner Seele – blicke auf Maria!
… In Gefahren, in Bedrängnis, in Zweifeln: denke an Maria, rufe Maria an!1
In marianischer Verbundenheit
Ihr Benjamin Aepli
Chefredakteur
[1] Bernhard von Clairvaux, In laudibus Virginis Matris II 17; dt. nach Winkler, Sämtliche Werke IV, S. 34 f.